Kategorie: Reiseblüten

Kleine Geschichten, selbst erlebt und hoffentlich unterhaltsam.

  • Einfach ein wenig teilen!

    Einfach ein wenig teilen!

    Tower of London by pixabay.com
    Tower of London ©️by pixabay.com

    Osterferien 1991 mit dem Auto via Holland nach London. Alles war gemütlich geplant und organisiert, denn mit einem 5-jährigen Jungen und einer gerade in der Fertigung befindlichen Tochter mit passendem Muttertier muss man rücksichtsvoll reisen. Zwischenhalt in NL dann mit der Nachtfähre inkl. Kabine Überfahrt nach England. Kurzer Trip vom Hafen in die Hauptstadt. Ein neues, gediegenes Hotel (Coburg Hotel) wartete. Nachdem die Sachen im Hotelzimmer sind, geht es zur Stadtrundfahrt mit Besichtigung. Sohnemann pennt unter der Jacke vom Papa. Am Nachmittag gab es dann einen Bobbyhelm aus Plastik für ihn. Der wurde immer aus dem Buggy, den Leuten drumherum entgegen gestreckt. Die Nachfrage ergab, dass die Leute ihm etwas reinwerfen sollten, wie es die zahlreichen Bettler auch erwarten. Hmpf, es erfolgt eine pädagogische Erklärung, wieso das nicht zu sein hat. Was in so einem kleinen Kopf alles abläuft.

    Dann wurde am nächsten Tag der Tower of London besichtigt. Rüstungen, Soldaten in Uniform mit Bärenmützen, die man bestaunen kann, Guards in alten Uniformen, es gibt total viel zu sehen. Dann kommt der Höhepunkt: die Schatzkammer. Durch eine sehr beeindruckende Panzertür ging es in ein Gewölbe in dessen Mitte in einer Art Säule die Kronjuwelen ausgestellt sind. Ein Rundgang, ein Defilee ist ok, dann muss man in die zweite Reihe hinter die Absperrung auf einen erhöhten Rundgang. Dort, direkt neben einem Sicherheitsmann, meinte Söhnchen, dass wir ruhig von den Schätzen etwas abhaben könnten. Der Grund war für ihn einfach : Die Queen hatdoch sowieso  mehr, als genug davon. Der Sicherheitswachmann, der wohl deutsch verstand, konnte vor Lachen fast nicht mehr. Aus diesem Sohn muss doch noch etwas werden – oder?

     

  • Schwerer Eingriff in den Zugverkehr

    Schwerer Eingriff in den Zugverkehr

     

    Dampflok
    Dampflok – ©️ by Schau.bar

    Es war Anfang der 1970’er Jahre. Unsere Braunfelser Pfadfindergruppe vom Stamm Feuerreiter und jene vom Stamm Greif, Wetzlar hatten ein Sommerlager in La Roque-sur-Cèze bei Bagnols-sur-Cèze organisiert. Bagnols ist eine der zahlreichen Partnerstädte meiner Heimatstadt Braunfels.

    Zum Lager wurde mit der Deutschen Bahn gereist. Die Zubringer erfolgten mit Bussen. Leider waren nur wenige von uns mit Kenntnissen in Französischer Sprache gesegnet. Auf der Heimfahrt im Bahnhof von Avignon stand unsere große Gruppe auf dem Bahnsteig und wartete auf den gebuchten Waggon. Es war uns eingebläut worden, dass zwei Züge in unsere Richtung und auf dem gleichen Gleis fahren würden – aber nur der zweite Zug sei für uns interessant. Dort war unser Waggon angehängt.

    Die Ansagen der französischen Bahn im Bahnhof waren, wie in Bahnhöfen üblich, in schwer verständlicher Qualität. Es fuhr ein Zug in unser Gleis – aber wir sollten ja in den zweiten, etwas später kommenden Zug einsteigen. Wir ignorierten den Zug, der vor uns stand.

    Da, plötzlich rief einer aus der Gruppe, dass der eingefahrene Zug unser Zug sei, der erste Zug hätte Verspätung.

    Es brach Panik aus, denn wir wollten ja nach Hause. Es erstürmten also etwa 50 Jungen und Mädchen in Pfadfinder Kluft den Zug. Hauptsache irgendwie rein, was durch unser sperriges Gepäck aus Seesäcken und viel zu großen Rucksäcken schwer wurde. Im Waggon staute es sehr, weil auch normale Reisende unberechtigterweise im leeren Waggon waren, die waren im Weg.

    Um Platz zu machen war ich ins WC gedrückt worden. Da, der Zug setzte sich in Bewegung, der Schaffner fand es wohl wichtiger, dass der Zug abfuhr, als alle Kinder einsteigen zu lassen, wir waren aber erst zu 50% komplett. Mit panischen Blicken, die ich sogar heute noch vor mir sehe, rannten unsere noch auf dem Bahnsteig stehenden Freunde, schreiend hinter dem Zug her.

    Chaos pur, Schreie schallten durch den Waggon und der Ruf erschallte: „Halt doch jemand den Zug an!!!“

    Keine Ahnung wieso, ich schoss spontan und ohne nachzudenken aus dem WC und schaffte es die Notbremse zu ziehen. Der Zug kreischte – die Bremsen und eine Warnpfeife randalierten. Ich fand mich da bereits im WC wieder und mir dämmerte, was ich getan hatte. Die fast verlustig gegangenen Freunde, die dem abfahrenden Zug nachgerannt waren, konnten jetzt auch noch entern, alle waren im Waggon. Große Erleichterung rundherum.

    Mir ging die Düse, weil Notbremse ziehen ja streng verboten ist, auch im Franzosenland.

    Der Herr Schaffner tauchte umgehend auf, erbost und forderte die Auslieferung des Sünders. Er hatte aber ein Problem, denn kein Mensch sprach oder verstand Französisch und gesehen hatte auch niemand etwas. Uff, ich war gerettet.

    Das Hallo war natürlich groß, Schulter klopfen, lachen – ich war unbeabsichtigt ein Held, wenn auch mit „vollen Hosen“. Die weitere Fahrt haben wir dann besser organisiert.

    Die Umsteigerei erfolgt in militärischer Ordnung. Stoß Kommando beim Halt sofort raus – den neuen Zug entern und Fenster aufreißen. Zwischen den Zügen, die glücklicherweise gegenüberstanden, eine Kette gebildet und das Gepäck aus dem Fenster und über den Bahnsteig zur zweiten Kette vor dem Ziel Zug geworfen, dort durch die offenen Fenster zu den Freunden in den neuen Zug. Ruck zuck und zum Staunen der auf dem Bahnsteig wartenden Fahrgäste. In kürzester Zeit war der Umstieg absolviert.

    Eine kleine Episode an die wir heute beim Austausch von Erinnerungen gerne zurückdenken. Wir können – heute – darüber herzlich lachen.

    Ich habe nie wieder eine Notbremse angefasst und hoffe, dass meine Untat nach 50 Jahren verjährt ist.

     

     

     

     

     

     

     

  • Borsaiolo romana​

    Borsaiolo romana​

    Colloseum - ©️ By Schau.bar
    Colloseum – ©️ by Schau.bar

    2007 ging die Reise in den Herbstferien gen Rom. Das Töchterlein wollte lieber nicht mit den Eltern in Urlaub – sie wusste nicht, dass es ausnahmsweise mal nicht zum Wandern nach Südtirol gehen sollte. Dieser boshafte Erzeuger hatte nämlich den Plan im Auge nach Rom zu fliegen. Ätsch, wer vorher nicht fragt, für den wurde nichts gebucht. Demnach flogen Mutter und Vater nach ‚Bella Roma‘.

    Rom, die Stadt von Caesar, Cicero und „De Bello Gallico“, der Lateinunterricht von vor 35 Jahren erwachte. Eine ungeheuer beeindruckende Stadt, für Unwissende die Stadt der Trümmer, für „Wissende und Menschen mit großem Latinum“ ein Füllhorn der Geschichte.

    Es gibt allerdings auch Dinge in Rom, die im Lateinunterricht nicht erwähnt wurden. Panem et circenses wurde erwähnt, aber borsaiolo romani wurden nicht erwähnt.

    Wir saßen am Colloseum und beschlossen zum Hotel zurück zu fahren. Die U-Bahn Station war vor der Nase. Das Bahnticket aus dem Geldbeutel, der in der vorderen, rechten Hosentasche steckte, kurz geholt und zum Bahnsteig. Kurz bevor die Waggons einfuhren drängelte sich ‚so ein Idiot‘ vor mich, um vor mir einzusteigen. Dann stolperte der Idiot beim Einsteigen aus unbegreiflichem Grund.

    Wir stiegen ein, aber diese kleinen Hinweise hatte mein Unterbewusstsein alarmiert. Da war noch eine Frau mit einer Einkaufstasche in schickem Plastik. Irgendwie fühlte ich an der rechten Tasche vorne der Jeans etwas, ein Griff – Geldbeutel weg!!! Schreck lass nach!!! Im Kopf rattert es, da steigt der Stolperer plötzlich, bevor die Türen schließen aus – ich hinterher. Eingabe meines Extrasinns. Die U-Bahn inkl. Ehefrau fuhr weg, sie hatte keine Ahnung, was geschehen war.

    Bahn weg und ich vor dem Taschendieb – ohne Kenntnisse in Italienisch. Ich sagte dem Dieb mit Händen und Füßen, dass ich meinen Geldbeutel zurück haben wolle – er hat nichts verstanden. Also rief ich den Mann der Security, der zufällig am Bahnsteig stand laut an, er kam heran und ich konnte mich mit Gesten verständlich machen. Wir gingen in den Eingangsbereich der Station und man rief die Polizia. Soweit prima. Ich hatte keine Ausweise, kein Geld und die Frau war weg, sie ohne zu wissen, was geschehen war.

    Die Polizei kam in zwei Versionen. Die Carabinieri und zwei Kommissarios – niemand sprach englisch. Ein junger Mitarbeiter der U-Bahn sprach etwas englisch, der musste übersetzen. Der Dieb wurde gefilzt – ohne etwas zu finden. Mir war klar, dass er die Beute sofort an jene Frau mit der Einkaufstasche weiter gereicht hat. Die sehr schwere Konversation mit dem Commissario brachte, dass ich erklären konnte, was gelaufen war. Meine Frau war mittlerweile aufgetaucht und ich konnte mich erklären. Gut, denn plötzlich hatte ich wieder Geld und Spielraum. Lächerliche Erkenntnis.

    Dann ging es zum Kommissariat. Der Dieb in die „grüne Minna“ auf Plastikbestuhlung hinter Gitterabtrennung und wir mit den Commissarios im Fiat der Beamten. Klar wurde, dass es einen Wettbewerb gibt, welcher Wagen zuerst ankommt. Also ging es mit Blaulicht und Sonderzeichen und mit einem fast aus dem Fenster fallenden Beamten in Höchstgeschwindigkeit zur Dienststelle. Unser Wagen hat verloren, was ich nicht verstehe, denn der Fahrstil war einem echten Katastrophenfall angemessen. In der Dienststelle verstand niemand wirklich englisch, aber egal. Es wurde ein Protokoll aufgenommen und wir wurden zur Gerichtsverhandlung am nächsten Tag freundlich eingeladen. Der Dieb hatte bereits einZimmer für die Nacht bekommen und die Polizisten schienen glücklich, dass ich eine klare, sichere Aussage machen konnte. Endlich muss der Kerl in Knast!

    Das Angebot, dass wir ins Hotel zurück gefahren werden, lehnten wir gerne ab – die gerade absolvierte Fahrt hat tiefgreifende Eindrücke hinterlassen.

    Gelernt: Taschendiebe sind unglaublich geschickt – fast wäre mir der Diebstahl nicht aufgefallen – aber nur fast! Auf die Wertgegenstände unbedingt achten, Kette an Geldbeutel und Gürtel kann helfen.

    Eine ganz besondere Erfahrung mit Bella Roma, aber es ist eine tolle Stadt, trotz des großen Aufwands zur Beschaffung von Ausweis, Führerschein, Kreditkarten usw.